„Wir haben uns auf Tinder kennengelernt“

 

Von Christoffer Horlitz

Ist das Zeitalter des Humanismus vorbei und, falls ja, seit wann?

Ist die technische Erweiterung unseres Körpers, die der Transhumanismus beschreibt, längst zur Normalität geworden?

Wird Menschlichkeit quantifiziert?

Welchen Einfluss auf unsere Beziehungen hat die Bewertung von Menschen in Likes, Kommentaren und Suchergebnissen? (die Quantifizierung)

Was passiert, wenn reale und digitale Welt verschmelzen?

Was bedeutet es wenn Bäume keinen Selbstzweck mehr haben, sondern dazu dienen in einer künstlich erschaffenen Stadt das Gefühl von Natur zu vermitteln? Was ist natürlich? Was macht einen Baum im mitteldeutschen Mischwald natürlicher als einen Baum in einem Computerspiel?

Wird eine Körperteilprothese vermenschlicht, wenn ich sie benutze? Wer bestimmt welche Technologie in meinen technischen Implantaten zum Einsatz kommt? Kann ich über ein Cochlea-Implantat abgehört werden? Erlange ich durch Google Glass mehr oder weniger Kontrolle über mich und meine Umwelt?

Wie lassen sich die Möglichkeiten der Digitalisierung für sozialen Fortschritt einsetzen?

Bedeutet völlige Anonymität im Netz völlige Freiheit von Diskriminierung?

Kann nur Transhumanismus diese Grenzen auslöschen? Und woher kommen die Hasskommentare im Netz?

Hat unsere Elterngeneration eine notwendige Debatte über diese Themen verschlafen, weil sie sich machtlos gegenüber neuen Technologien und abgehängt von jüngeren Generationen fühlt?

Wird sich unsere Generation ihren Kinderrobotern gegenüber auch so abgehängt fühlen?

Wie kann man eine reflektierte intergenerationelle Diskussion über die Transhumanisierung unserer Zeit führen?

Internettrolle wabern eigenschaftslos durch die digitale Welt: anonym und rechtsfrei, als ob sie eine Maschine wären. Sind sie Vorreiter des Transhumanismus?

Agieren Internettrolle genauso irrational, unvorhersehbar und reaktiv wie Bots es tun?

Sagt der Microsoft-Bot Tay, der innerhalb von 24h sexistisch, rassistisch und Trump-Supporter wurde, mehr über die Technologie dahinter aus oder über die Menschen im Internet die den Bot mit Inhalten füllten?

Hat Tay „common sense“?

Wie lässt sich menschliches Handeln Internet von einem Bot abgrenzen?

Wenn ich jemanden im Internet kennen lerne, ab wann wird mein Gegenüber in einer Konversation zum Mensch? Wenn die Person sich irrational verhält, Grenzen bricht, Gefühle in mir auslöst? Können künstliche Avatare all dies nicht?

Wo auf dem transhumanistischen, fluiden Spektrum zwischen Cyborg und Mensch befinden wir uns heute und wo morgen?

Wenn ich durch eine vollständige digitale Erfassung meiner Körperfunktionen und Gedanken zum Datensatz werde, werde ich dann als Mensch oder als Maschine behandelt? Was ist ein Gedanke noch wert, wenn er nicht technisch abgebildet werden kann?

Was lässt sich nicht quantifizieren?

 

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